Mittwoch, 23. November 2016

Alle warten auf das Lebkuchenweiblein

Auf der anderen Seite des Waldes in der kleinen Stadt Tiengen stand Jakob am Stubenfenster und fragte sich, ob das Lebkuchenweiblein die Leute in der kleinen Stadt vergessen hatte. Ein geheimnisvoller Glanz erfüllte immer die ärmliche Stube…



So ganz stimmt es nicht, was ich Aurelia und Theodora aus dem neuen Weihnachtskinderbuch „Alle warten auf das Lebkuchenweiblein“ von Heidi Knoblich vorlas. Da habe ich doch eine Kleinigkeit dazu gedichtet. Liegt es am trüben Novemberwetter? Genauso wie der kleine Jacob warten auch wir auf Weihnachten, warten, dass wir das Haus schmücken können, warten, dass der helle Kerzenschein unser Haus erhellt, warten, dass es nach Weihnachtsplätzchen aus der Küche duftet. Leider müssen wir noch ein paar Arbeiten erledigen und Termine besuchen, bevor wir uns auf die Weihnachtsvorbereitungen stürzen. Hoppla, ist nächstes Wochenende schon der erste Advent? 

Mitte Oktober erschien im Silberburg-Verlag Heidi Knoblichs neues Weihnachtskinderbuch "Alle warten auf das Lebkuchenweiblein - Eine Weihnachtsgeschichte aus dem Schwarzwald". In dieser wunderschönen Weihnachtsgeschichte wartet Jakob in der kleinen Stadt am Rande des Schwarzwalds sehnsüchtig auf das Lebkuchenweiblein. Die Familie ist arm und die Lebkuchen sind das einzige Weihnachtsgeschenk, das er und seine Geschwister bekommen werden. Seine kleine Schwester ist traurig, da seine Mutter auch noch gesagt hat, dass es kein Weihnachten geben wird, wenn das Lebkuchenweiblein nicht kommt. Also macht sich Jakob heimlich auf, das Lebkuchenweiblein im verschneiten Wald zu suchen. Er muss Weihnachten retten!
Genauso sehnsüchtig wartet Ida oben auf dem Berg, dass endlich dieser furchtbare Sturm aufhört. Das Lebkuchenweiblein ist Idas Großmutter. Dieses Jahr darf sie ihre Großmutter das erste Mal ins Tal begleiten. Als es aufhört zu schneien, machen sich Ida und ihre Großmutter auf ins Tal, um den Leuten in der Stadt die Lebkuchen zu verkaufen. Ihre ersten Stationen sind die Bauernhöfe auf dem Weg ins Tal. Wieder werden sie aufgehalten, weil sie erst noch der kranken Leopoldine helfen müssen, die Fieber hat. Als sie sich endlich wieder auf den Weg machen, passiert es: Vor Ihnen fällt eine große Tanne um. Ida verletzt sich und der Wagen mit den Lebkuchen rollt den Berg hinunter. Aber jetzt kann Jakob helfen. Er findet den Wagen mit den Lebkuchen. Gemeinsam mit seinem Bruder helfen Sie Ida und dem Lebkuchenweiblein hinunter in die Stadt zu gelangen, um das Weihnachtsfest zu retten. 



Genauso wie das Lebkuchenweiblein den Leuten in der Stadt Weihnachten bringt, bringt uns die Autorin in eine wunderbare vorweihnachtliche Stimmung. Dieses Buch sollte man Vorlesen. Dann ist es zwar ein wenig schade, dass die Zuhörer die zauberhaft illustrierten Bilder von Martina Mair nicht sehen, aber auch so frösteln wir auf der Wanderung durch den verschneiten Schwarzwald mit Ida und dem Lebkuchenweiblein. Auch so werden wir zusammen mit Jakob wütend auf seinen großen Bruder, der die Lebkuchen einfach stehlen wollte und gar nichts verstanden hatte. Mit Ida wärmen wir uns am Ofen und lernen, dass das Lebkuchenweiblein nicht nur den Lebkuchen bringt. In diesem Buch geht es um mehr als um das Abenteuer von Ida und Jakob. Es geht um etwas, das heute nicht mehr selbstverständlich ist: Das Lebkuchenweiblein nimmt sich Zeit und sorgt sich um andere, auch wenn es selber arm ist. Die Leute in der kleinen Stadt warten auf das Lebkuchenweiblein und bestellen nicht einfach die Lebkuchen im 24-Stunden-Service bei Amazon. Denn das Lebkuchenweiblein bringt mehr als nur den Lebkuchen: Es hört den Leuten zu, hört sich ihre Sorgen an.
Dieses Buch ist ein schönes Buch zum Vorlesen für etwas ältere Kinder als Einstimmung auf die Weihnachtszeit. (Und für Erwachsene wie mich, nicht nur aus dem Schwarzwald, die immer ganz gefühlsduselig werden, wenn es auf Weihnachten zugeht.)


Ich glaube, es liegt an unserem dritten Jahr in Schwarzwald. Ich freue mich über diese Weihnachtsgeschichte, über das Todtmoser Lebkuchenweiblein. Ich habe die dunklen Tannen vor Augen und freue ich mich über das helle, heimelige Licht, dass aus unserem Küchenfenster strahlt, wenn ich im dunklen nach Hause komme. Zunächst sind wir leider nicht über die ersten paar Seiten des Buches hinweggekommen. Der Alltag und eine Projektabgabe hielten uns mal wieder davon ab. Am letzten Samstag wollten wir dann die Lesung von Heidi Knoblich besuchen. In Schopfheim war es lausig kalt und wir wärmten uns bei heißer Schokolade und Kaffee in einer Gaststube. Aurelia sagte, der Tag sei so „mittel“ gewesen. Wir hätten keine Zeit für ihr Schnitzel gehabt, dass sie gerne noch gegessen hätte. Das stimmte, es war nur Zeit für einen Kaffee. Immer wieder vergisst man ja als Mama, dass Kinder direkt nach dem Mittagessen, besonders auf einer Autofahrt, schon wieder Hunger haben. Dann sagte sie, es wäre blöd gewesen, weil wir zu spät zur Lesung kamen. Das stimmte leider auch. Ich hatte mein Handy im Büro liegen lassen und vertraute darauf, dass ich mich richtig an den Termin erinnerte. Das war leider falsch.

Theodora und Heidi Knoblich nach der Lesung

Aurelia und Theodora sind jetzt drei und sechs Jahre alt. Ihnen war das Lebkuchenweiblein etwas zu altmodisch geschrieben. Und Ihnen fehlte die Geduld, so lange zuzuhören. Ich denke, dieses Buch ist eher etwas für ältere Kinder. Ich kann es aber echt empfehlen. Es macht so richtig warm ums Herz. Und nicht nur die Schwarzwaldbegeisterten! Wir werden das Buch noch einmal zu Weihnachten lesen. In aller Ruhe! Dann haben Aurelia und Theodora festliche Kleider an. Wir sitzen in unserem alten Schaukelstuhl und verdrücken Lebkuchen und trinken heißen Malzkaffee wie das Lebkuchenweiblein in der Stube von Jakobs Mama. Wirklich!?

Eine tolle Adventszeit wünscht Euch Jasmin

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